Sonntag, 12. Februar 2006

Kater


Das Haar ist struppig, trüb der Blick;
ein Mensch blickt auf die Nacht zurück.
Erinnert sich an den Moment,
da er noch die Freunde kennt,
die ringsherum die Gläser heben
und wünschen, er soll lange leben.
Dann sinkt der Schleier, schillernd bunt,
das Glas findet nur schwer den Mund.
Und dennoch rinnt der rote Wein
weiter in den Schlund hinein.
Wie hat es denn bloß kommen können,
dass ihm so die Augen brennen
und der Kopf zu platzen droht?
Ach, der Wein, so süffig rot,
der »trocken« heißt und dennoch fließt,
wenn man ihn zwischen Lippen gießt;
der dann die Kehle kurz befeuchtet,
bevor er Darm und Hirn erleuchtet.
Genießt man mäßig und mit Stil,
vermeidet man das Missgefühl,
das folgt auf zügelloses Prassen:
Man beginnt den Tag zu hassen,
den Kopf, die Schläfen und den Magen.
Sollte man die Freunde fragen,
wie man heil nach Hause kam?
Oder siegt hierbei die Scham?
So bleibt man denn im Bette liegen
und hofft, der Körper möge siegen
im Kampf gegen den Alkohol –
bis nächstes Mal. Auf aller Wohl!

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© Julius Moll

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